Sonntag – Autobahn

Posted by Derek on November 22, 2014 in Absurdistan with Comments closed |

Deutschland hält nicht mehr viele Abenteuer bereit, es sei denn man begibt sich am Sonntag auf die Autobahn, um z.B. seine Eltern zu besuchen. 11:00 Uhr, Außentemperatur bereits 20°C, zu warm für den deutschen Autofahrer. Allsonntäglich tritt der Deutsche den Beweis an, das er zwar das Auto, nicht aber das Autofahren erfunden hat.

Hamburg B5, Begrenzung auf 70 km/h, zwei Spuren. Grüner japanischer Kleinwagen, gepfegte Frau Anfang 50 wechselt unmotiviert mit 80 km/h (70 fährt hier eh keiner) auf die linke Spur. Diese Aktion kontert der Fahrer eines Opel Senator 3.0V6 (oder so) mit ca. 100 km/h durch ein Überholmanöver auf der rechten Spur, das ansatzlos ohne Blinken erfolgt. Alle übrigen Verkehrsteilnehmer werden souverän ausgebremst, der Opelfahrer beweist die natürliche Überlegenheit des Mannes am Steuer.

Ein guter Anfang, da ist noch was drin. A1, Baustelle Billstedt, Begrenzung auf 60 km/h, einer Geschwindigkeit, die der Deutsche auf einer Autobahn nicht akzeptiert. Ein Hinweis an die Straßenmeistereien: hier lassen sich Hundertausende von Steuergeldern sparen, indem Schilder mit Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 60 und 80 nicht mehr angeschafft werden.

In der 60er-Zone wird man flott überholt, allgemeine Richtgeschwindigkeit ist zwischen 90 und 100 km/h. Der Verkehr stockt zumindest nicht.

Hamburg Süd – langezogene Auffahrt Richtung Süden nach Stillhorn, wieder Begrenzung auf 80 km/h. Im Reisebus aus Stendal beweist der Profi des Kraftverkehrs, daß diese Kurve auch mit 100 km/h genommen werden kann und treibt die ungeübte Sonntagausflugsmeute vor sich her.

Sonntag ist der Tag, der für normale Fahrer noch einige Abenteuer bereihält. Zwei Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber: Gelegenheitsfahrer mit einer Jahreskilometerleistung von 500 km und Vollprofis, die auch noch mit 1,5 Promille das ihnen anvertraute Gefährt beherrschen. Diese interessante Mischung hält immerwieder Kabinettstückchen der deutschen Autofahrerkunst bereit.

Ursprüngliches Datum: 19.06.2005 22.06 Uhr

Erst aussteigen – dann einsteigen

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Der Deutsche hat Angst. Wie ihm das Schanzen seit 1914 ins Blut übergegangen ist – seitdem werden zur Urlaubszeit triebhaft die Strände der Nachbarländer und ferner Gestade durch Sandburgen in Rekonstruktionen des Ypernbogens verwandelt – so hat er seit 1945 Angst auf dem Bahnhof stehen zu bleiben – ein kollektives Trauma der Vertreibung. Sobald ein öffentliches Verkehrsmittel die vorgesehenen Haltezonen erreicht, bilden sich Trauben von Menschen um die Türen. Dem Auststeiger ist es nur durch düsenartige Gassen in diesen Knäueln möglich, ins Freie zu gelangen. Müttern sei es empfohlen, ihre Kinder fest an die Hand zu nehmen, da sie ansonsten wieder durch die einströmenden Menschenhaufen ins Fahrzeuginnere gespült werden. Ältere und Gehbehinderte sollten sich der Hilfe breitschultriger, stiernackiger Aussteiger versichern, da ihnen anderfalls kein Pardon gewährt wird.

Wer hätte Gedacht, daß die Vertreibung uns Deutschen so nachhaltig in unserer Wesenstruktur beeinträchtigt hat. Während der Engländer, da nicht vertrieben worden, geduldig in der Schlange wartet, bis alle Fahrgäste ausgestiegen sind und dann in vollendeter Anmut zügig und nacheinander das Reisegefährt besteigt, türmt sich der Deutsche vor jedem Eingang, um ja mitzukommen.

Spreeperle

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wieder in Berlin, Fahrt zum Haus der Deutschen Wirtschaft. Vor der Rückfahrt noch etwas Zeit am Ostbahnhof. Sieht hier aus als hätte die Rote Armee erst vor eineinhalb Jahren nach zähem Ringen die Stadt im Häuserkampf erobert. Den Rest hat das neue Städtebaukonzept erledigt. Wo sind eigentlich die Milliarden für unsere gehätschelte Hauptstadt geblieben. Okay, der Anhalter Bahnhof sieht aus als sei er Speers Entwurf der Reichshauptstadt Germania entsprungen. Überhaupt alles eine Spur zu groß hier, paßt also prima zum Selbstverständnis der Stadt. Das (zu große) Kanzleramt, die Ministerien in einer städtebaulichen Wüstenei gelegen. Deutschland, vom Niemandsland aus regiert.

Dazu paßt die Geschichte der Currywurstbude in diesem Bermudadreieck der Stadtplanung. Günstig im Bereich zwischen Reichstag und Ministerien gelegen, erweckte es den Argwohn der Administration. Flugs ein eilendes Lebensmittelkontrolkommando vorbeigeschickt. Diese Zustände, dann keine Toiletten für die Gäste und Zack, weg mit der Konzession. Nun herrschte eine Weile Ruhe, bis einer unserer Hinterbankabgeordneten die Wurstbude vermißt. Gut, also muß die Bude wieder her. Der bisherige Betreiber ist ob der Schließung seiner Erwerbsquelle nun wahrscheinlich bei einem Existenzgründerseminar der IHK Berlin gelandet, die den Vorgang auch interessiert begleitete. Also machen wir mal eine Ausschreibung. Kein schlechtes Geschäftsmodell – Hechthausen und Kutenholz sei eine ähnliche Praxis bei der Vergabe von innerstädtischen Gewerbeflächen empfohlen. Sicherlich gibt es auch eine EU-Norm für den Betrieb von Currywurstbuden im Innenstadtbereich, die von der Bundesregierung kommagenau umgesetzt wurde, aber wie üblich sechs

Monate zu spät, was ein Bußgeld von 20 Millionen Euro nach sich zog.

Also überboten sich die „besten“ Wurstbräter aus dem Westen und Osten der Stadt für diese 1A-Lage. Auch der Mitbewerber, der gerne mal Schampus zur Wurst reicht, ja da zeigt sich die Weltläufigkeit von Berlin: „Mach mir mal zwei Currywurst, und stell’ noch ‘n Schampus zum Dippen hin!“ Der Gedanke an die Berliner Republik läßt mir Schauer über den Rücken laufen.

http://www.steuerzahler-berlin.de

Handyman im Zug

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Eigentlich ist der Name Handy Mist – typisch verdenglischt. Eigentlich sollte man sie Mobiltelefon oder, wenn schon Englisch, cellular, nennen.

Schön war es jedenfalls als es sie noch nicht gab, sondern nur öffentliche Fernsprecher. Gelb, kastig und einigermaßen schalldicht. Ich kann mich noch gut an meine Studienzeit erinnern, als Mobiltelefone schön selten waren und Spullerköpfe halt öffentliche Fernsprecher nutzen mußten.

Heute ist das so: der Typ hinter mir in der Bahn, Anfang 20, gestylte Frisur, Kreativbärtchen. Polyphon-Alarm: “ja, ich bin im Zug.” (Hat man früher nicht ‘Hallo’ gesagt und sich mit Namen gemeldet) “Wie, ja ich bin im Zug” – klar, wenn man nichts hört ruhig lauter sprechen, der vollbesetzte Metronom aus Bremen hört gerne mit. “Ja, nee” “Mit der hab’ ich Schluß gemacht” (Scheiße, jetzt kommt das ganze Beziehungsgequatsche) “Nee, ich hab’ gedacht das wird irgendwie noch was …” Fünf Minuten aus dem Intimleben des Kreativfurzes hinter mir. “Ja, hab’ sie denn angerufen und gesagt ‘s geht so nicht mehr, hat sie erstmal ‘okay für den Augenblick’ gesagt, also versteh’ ich irgendwie nicht.” Ein Blick über die Schulter beweißt, daß der Lappen hinter mir im Sitz natürlich nicht das Format hat seine ‘Beziehung’ im persönlichen Gespräch zu beenden. “Ja, irgendwie hab’ ich nie Zeit und du jetzt auch nicht mehr, irgendwie Schade” (Danke, liebe Verfassungsväter, daß ihr das Tragen von Waffen verboten habt) “Ja, ich werd’ mit der Band am Samstag was machen, ja tschüsssi, ja, wir sehen uns, tschüß.”

War das noch schön, als es die Dinger noch nicht gab und jeder seinen Sprachmüll ohne den Mitmenschen zu beeinträchtigen in den dafür vorgesehenen gelben Boxen loswerden konnte.

Wir rollen in den rettenden Hauptbahnhof ein, natürlich zu spät – 2:1 für die Bahn.

Zootiere – Zoobeobachtungen I

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26.6.05 Sonntag ist ein guter Tag für einen Zoobesuch. Mein Sohn war begeistert als ich seinen Vorschlag annahm. Ich gehe gerne in den Zoo. Wegen der Tiere und auch der von ihnen ignorierten Menschen. Die Anfahrt zeigt, dass Sonntag Vatertag ist. Viele Väter sind mit ihren Sprößlingen unterwegs und man sieht, wie wenig Routine manche meiner Geschlechtskollegen haben. Wir erreichen den Zoo und gerade mit unserem Erscheinen öffnet eine neue Kasse. Statt wie üblich in einer endlosen Reihe zu stehen werden wir sofort bedient. Zuerst ins Troparium. Sehr warm und sehr leer heute – man wird nicht von den Aquarien und Terrarien weggeschoben.

Vor uns in seinem Erdloch ein Grabfrosch. Ein schleimiger, dicker grüner Haufen, der zufrieden in seinem selbstgefertigen Erdloch die Besucher passieren läßt. „Ih, wie eklig“ kommentiert die Frau neben uns das Erscheinungsbild. Tja, was mag der Frosch bei ihrem Anblick wohl denken.

Oranghaus – sehr schön gestaltet, vor allem die dauernden Tropensound-Berieselung. Neben 20 Orang-Utans tummeln sich noch einige Zwergotter im Haus. Kleines rundes Mädchen: „Papa schau mal die Biber!“ Papa widerspricht nicht, hat wohl Schwierigkeiten das Schild zu lesen – Zwergotter (Aonyx). Na das Kind hat ja noch mindestens sieben Jahre Schulzeit vor sich. Ebenfalls im Oranghaus, ein kleiner Imbiß (Currywurst & Co) mit vier Bambustischen. Am äußeren Tisch zwei Frauen (werden die Deutschen eigentlich immer dicker?) und ein kleines Kind. Meistens drehen sie der Anlage den Rücken zu und sehen der unterbezahlten Bratfachkraft bei ihrer schweißtreibenden Arbeit zu. Papa holt Pommes. Blick in die Orang-Anlage:„Guck mal, der Biber.“ Mmmmh, Otter – Biber sind die mit flachgehauenen Schwanz. Biber sind Nager, Otter Marder.

Nächster Versuch, wir stehen in der Nordamerika-Zone. Bisons, Wapiti und kleine erdbewohnende Nager: Präriehunde. Neue Experten treten an das Gehege. Sie zu ihm: „Das sind Erdmännchen,“ das Riesenschild negierend und sich vor 30 versammelten Mitmenschen zum Deppen machend. Lesen wird irgendwie immer uncooler. Erdmännchen sind die mit dem Streifentrikot und den spitzen Nasen.

Kinderspielplatz. Großes Getümmel von Kindern – mindestens 200. Väter durchstreichen das Gewusel nach ihren mutmaßlichen Blagen. Glaubt man neueren Studien sind in bis zu zehn Prozent der Fälle Ernährer und Erzeuger nicht identisch. Ich mach’ mir eine Weile den Spaß und vergleiche Väter und Söhne. War blöd, die Sonnencreme auf die Stirn zu schmieren – die brennt vielleicht in den Augen.

Tatoos – Zoobeobachtungen II

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26.7.05 Ich esse Pommes und beobachte meinen Sohn. Um den Spielplatz hocken Mütter und Väter und schauen dem Treiben der Kleinen zu. Das Bild erinnert an die eben besichtigten Pinguine und Flamingos. Mein Blick streift über die meist jüngeren Väter und Mütter. Eigentlich ist der natürliche Träger von Tätowierungen der indigene Südseebewohner, der damit seinem Konkurrenten vom Nachbareiland seine Stärke beweist, daß es ihm nicht wehtut, sich Farbe ins Gesicht klöppeln zu lassen – oder der Seefahrer, der auf diese Weise die Stationen seiner Reise dokumentiert. Mittlerweile hat aber jede Trulla von nebenan irgendwo so eine Körperverzierung. Von zeitlos schönen Motiven kann nur in den wenigsten Fällen gesprochen werden. Dazu Papa mit hartem Tribal am Oberarm. Was passiert eigentlich mit den Dingern, wenn die Haut schlaffer wird. Wie sehen die trendigen Dinger eigentlich auf achtzigjähriger Haut aus? Ich freue mich jetzt schon aufs Altersheim und meine schrumpligen Mitbewohnerin, die immer noch Arschgeweih tragen.

Was bei vielen 16-jährigen Mädels schon verboten aussieht, entfaltet seine unästethische Schlagkraft erst richtig im Alter.

Die fortgeschrittenen Ladies, die merken das ihre Afterverzierung schon mit 55 nicht mehr so knackig aussieht, lassen sich die ausgedehnte Backstagegravur eventuell weglasern – und müssen feststellen, daß das auch nicht besser aussieht. Da lobe ich mir meinen Opa, der hat seine Tätowierung unterm linken Oberarm 1945 mit einem beherzten Schnitt entfernt. Aber manchen ist ja alles egal, ist sowieso am Arsch. Mahlzeit.

Automatik-Türen

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Normalerweise ist die Strecke Hamburg-Cuxhaven das Gnadenbrot für längst ausrangierte Züge. Waggons, von denen man glaubte die Reichsbahn hätte sie schon ausgesondert, fristen hier ihr Dasein. Die Versehrtengarde aus Lokomotiven und Waggons einigt ein Sammelsurium an Aufklebern, Bahnverbund Westfalen, Schleswig-Holstein mobil, Netzkarte Großraum Hannover. Ab und an haften auch Streckenpläne aus Rostock in den Wagen – die wollten die Dinger auch nicht mehr haben. Manche dieser Volkssturmvehikel erliegen denn auch ob der Belastung wie die Diesellok, die vor zwei Jahren im Bahnhof Buxtehude ausbrannte.

Aber neben diesem bunten Holzklassemix befährt ein Irrläufer diese Strecke. Neu hergerichtet, mit blauen Polstersitzen, Fenstern die sich einfach öffnen lassen und: Automatik-Türen. Diese sind immer wieder Anlaß für heiteren Spaß und ihre Entwicklungsingenieure müssen sich auf die Schenkel geklatscht und eingenässt haben bei deren Entwicklung. Grundsätzlich ist die Idee der Automatik-Tür nicht schlecht. All die zeltgeborenen Nomaden, die während der Reise ruhelos durch die Abteile streifen wie hospitalistische Puma, vermögen in Unkenntnis über die Funktion von Türen diese nicht zu schließen. OK, werden sich die Bahningenieure gedacht haben, öffnete sich die Tür halt auf leichten Druck und schließt sich von alleine wieder.

Der Alltag: Mütterchen auf Reisen mit einem Koffer, der den Hausstand von Großfamilien bergen kann. Energische Ziehen an der Tür, da sie aus Erfahrung weiß, daß die D*..dinger ja immer klemmen. Elastisch schwingen die Türhälften nach rechts und links, das festgeklammerte Mütterchen wird mitgezogen und stürzt faßt über ihre Kofferbarriere. Jetzt muß sie sich erstmal rappeln, packt den Koffer und zerrt ihn durch den eben entstandenen Eingang. Die Türen schwingen zurück. Panisch zerrt sie am Koffer, damit dieser nicht zermalmt wird, stemmt sich mit dem Arm gegen die Tür. Nach Sekunden des hin- und herwogenenden Kampfes schwingen die Türen gnädig zur Seite, mit einem Ruck torkelt die Frau ins Abteil. Alle Fahrgäste schauen angestrengt aus den Fenstern.

Alltag 2: Ärmelloses T-Shirt, unangezündete Fluppe im Mundwinkel, der klassische Kandidat, der Türen grundsätzlich aus weltanschaulichen Erwägungen aufläßt. Tür schwingt auf, durchschreiten. Nun fällt ihm zum ersten Mal im Leben ein, diese wieder zu schließen. Mit aller im Fitness-Studio erarbeiteter Kraft wird nun an den Griffen gerissen und geschoben, bis die Tür gegen den Widerstand der Mechanik geschlossen ist. Mit einem angedeuteten Zucken des Mundwinkels quittiert er seine Leistung und setzt seinen Weg fort.

Alltag 3: Eine Schlange von aussteigenden Fahrgästen durchschreitet die Tür. 3-2-1 – fallbeilartig sausen die Türen auf die achte Person nieder, die im Austiegsknäuel zwischen den Türen stehenbleiben mußte.

DB-Tournament

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DB und ihre Skyllaköpfe Metronom und S-Bahn auf der einen Seite, alle Stader Pendler auf der anderen Seite führen einen verbissenen, stillen Kampf. Während die Bahn versucht, die maximale Zahl an Fahrgästen durch unkoordinierte Fahrpläne auf ihren Bahnhöfen zu binden, versuchen Bahnbenutzer durch Wegeoptimierung, Spurtstärke oder brachiale Rücksichtslosigkeit die verheißungsvollen Anschlußzüge zu erreichen. Besonderen Reiz hat die Strecke Stade (Regionalexpress) – Harburg (Metronom) – HH-Haupbahnhof (S-Bahn) in Richtung Aumühle – ein echter Klassiker. Der Parkur: Stade Abfahrt 16:48 – Ankunft Harburg 17:24 – für Spurtstarke S31 Abfahrt 17:26, ansonsten Metronom 17:31, Ankunft HH-Hauptbahnhof 17:42, danach Anschluß S21 um 17:45. Hört sich einfach an, doch die Bahn arbeitet mit einem ausgeklügelten Konzept.

1.Die Bahn aus Cuxhaven kommt zu spät. Ein relativ seltenes Ereignis, da alle altersschwachen Lokomotiven schon ausgebrandt oder mit Motorschaden liegengeblieben sind.

2.Die Ankunft in Neugraben. Als Sartposition kommt nur der erste Waagon in Frage. Mit einem beherzten Sprint über die S-Bahnbrücke und zwei Treppen kann die rettende S31 direkt zu Hauptbahnhof erreicht werden. Gelingt selten, da der S-Bahn-Kapitän wartet bis die mutigen Pendler das Niemandsland der S-Bahnbrücke erreicht haben und dann losfährt.

Ein weiterer Nachteil: nun sitzt man im ersten Waagon, der beim Halt in Harburg am weitesten von der S-Bahnbrücke entfernt ist.

3.Einfahrt nach Harburg. Auf der Strecke Neugraben liefern sich S-Bahn-Kapitän und Lokomotivführer ein spielerisches Rennen. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, daß die S-Bahn zu dicht auf ist, um sie durch einen Sprint zu erreichen. Bleibt nur der Metronom.

4.Vor der Einfahrt in den Harburger Bahnhof bleibt der Regionalexpress manchmal unmotiviert in Höhe der Kruppwerke stehen. Durch einen launischen Kommentar wird der Fahrgast in Kenntnis gesetzt, daß man auf den Gegenzug warte. Hier nun kann die Hoffnung gänzlich begraben werden, die S31 zu erreichen.

Die S31 in Harburg zu erreichen, ist ein seltener Glücksfall und beweist läuferisches Können, insbesondere die lange Treppenpassage abwährts in den S-Bahnschacht. Also warten auf den Metronom. Der kommt meist recht pünktlich aus Bremen – die Ankunftzeit ist wundersamer Weise sogar um drei Minuten auf 17:30 vorverlegt worden. Dies bot dem Reisenden im Januar und Februar einen komoden Vorsprung im Hauptbahnhof. Mittlerweile vertrödelt die Metronombesatzung diesen Vorsprung mit Panoramaansichten des Hafens und der tristen Siedlungen zwischen Harburg und Hammerbrock.

Bahnfenster

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Der Pendler gewann letzte Woche mit unglaublichem Glück mit 4:0, trotz saisonüblicher Baustellen.

Betritt man morgens den Vorortzug nach Stade nachdem die Massen der Stader Pendler sich ihm entwunden haben, schlägt einem mit Wucht die olfaktorische Bugwelle der Gattung Mensch entgegen. Süße Parfumdüfte, nasse Wollkleidung, Fußschweiß, Bier – Bier? und die morgendlichen Körperausdünstungen vermengen sich zu einem Cocktail, das, von einem Metallzylinder umschlossen, UN-Waffeninspektoren sofort als Gasgranate identifizieren würden. Der Wunsch ein Fenster zu öffnen, nimmt nach einer halben Sekunde in dieser Geruchshölle die Gedanken des Pendlers ein. Mit einer flinken Handbewegung wird der Fenstergriff nach unten gezogen – uuuuh. Findige Bahningenieure konnten den Preis der Fenster um 20 Cent drücken, nachdem sie rollfeste Metallzahnräder durch Plastikteile ersetzten. Diese neigen leider dazu, bei sommerlichen Temperaturen zu schmelzen oder außer Form zu geraten. Das rettende Fenster bewegt sich nicht einen Milimeter und verharrt wie angeschweißt in der geschlossenen Position.

Leichteren Personen bis 50 kg Körpergewicht ist es im Allgemeinen nicht möglich diese Fenster zu öffnen. Meist sieht man sie, ähnlich Gibbons, an den Fenstergriffen baumeln. Der Trick zum Öffnen der Fenster besteht darin, mit einem scharfen Ruck nur an jeweils einem Griff zu ziehen. In 90 Prozent der Fälle ruckt das Fenster, danach läßt es sich meist normal öffnen.

Frauenhandtaschen

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Irgendwann war ein kreatives Modehirn mal auf die Idee gekommen, die etwas größere Variante der Tasche als Bodybag zu verkaufen. Die Käuferin wäre beim Öffnen der eben erworbenen Tasche sicherlich über den Inhalt überrascht, hätte es sich tatsächlich um einen Bodybag gehandelt.

Ich widme mich wieder meinem Zeitungsartikel. Was Frauen doch für nutzlose Last rumschleppen. Mir reicht mein Notebook, mein mp3-Player, das Mobiltelefon, der PDA, die Digitalkamera, um die täglichen Prüfungen bestehen zu können.

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