Bahnfenster
Der Pendler gewann letzte Woche mit unglaublichem Glück mit 4:0, trotz saisonüblicher Baustellen.
Betritt man morgens den Vorortzug nach Stade nachdem die Massen der Stader Pendler sich ihm entwunden haben, schlägt einem mit Wucht die olfaktorische Bugwelle der Gattung Mensch entgegen. Süße Parfumdüfte, nasse Wollkleidung, Fußschweiß, Bier – Bier? und die morgendlichen Körperausdünstungen vermengen sich zu einem Cocktail, das, von einem Metallzylinder umschlossen, UN-Waffeninspektoren sofort als Gasgranate identifizieren würden. Der Wunsch ein Fenster zu öffnen, nimmt nach einer halben Sekunde in dieser Geruchshölle die Gedanken des Pendlers ein. Mit einer flinken Handbewegung wird der Fenstergriff nach unten gezogen – uuuuh. Findige Bahningenieure konnten den Preis der Fenster um 20 Cent drücken, nachdem sie rollfeste Metallzahnräder durch Plastikteile ersetzten. Diese neigen leider dazu, bei sommerlichen Temperaturen zu schmelzen oder außer Form zu geraten. Das rettende Fenster bewegt sich nicht einen Milimeter und verharrt wie angeschweißt in der geschlossenen Position.
Leichteren Personen bis 50 kg Körpergewicht ist es im Allgemeinen nicht möglich diese Fenster zu öffnen. Meist sieht man sie, ähnlich Gibbons, an den Fenstergriffen baumeln. Der Trick zum Öffnen der Fenster besteht darin, mit einem scharfen Ruck nur an jeweils einem Griff zu ziehen. In 90 Prozent der Fälle ruckt das Fenster, danach läßt es sich meist normal öffnen.