Der Schwarm
Der Trüller des Jahres liegt vor mir. Ich hatte ihn mir in Bremen als Reiselektüre gekauft, da das Werk ja überall gelobt wurde. Erste Eindruck – nettes Cover. Da ich kein Schnell-Leser bin tun mir 950 Seiten richtig weh. Tja, nach drei Wochen hatte ich mich durchgekämpft.
Die Story:
Nette Idee, daß in der Tiefsee intelligentes Leben herrscht und aus Frust mal eben die Europäer weghaut. Ansonsten Roland Emmerich, alles ‘n Tick zu groß, aber irgendwie deutsch. Phasenweise ganz nett erzählt und auch gute Einfälle wie französischer Hummer oder kollektives Schiffeversenken. Meist aber zu konstruiert und die Dialoge seltsam hölzern. Zuviele Hauptpersonen, die eh alle auf anstrengende Weise umkommen. Selbst Tolkien ist mit weniger ausgekommen und hat trotzdem eine gute Story abgeliefert.
Der Ballast:
Dann die Überlängen – nach 40 Seiten „Nunuk trauert um Papi im Eis“ habe ich einfach zum Ende des Kapitels weitergeblättert, ohne auf Verständnisprobleme zu stoßen. Die eingesetzte Technik wirkt mit zunehmender Lesedauer immer mehr dem Fantasialand entnommen. Superschnelle Rechner, ausgereifte Tiefseetechnik aus Käptain Nemos Trickkiste und Gentechnik aus der Hosentasche. Dazwischen noch schnell ein paar SETI-Wissenschaftler, die mal locker eben mit einer fremden Rasse reden. Vermutlich überhören wir seit Jahrzehnten das Klopfen an unserer kosmischen Tür, aber hier wird mal eben Razfaz ein Kontakt hergestellt.
Die Wissenschaftler:
Bißchen europalastig. Wenn ich mir so mal die „Wissenschaftler“ Revue passieren lasse, die ich während meiner Uni-Zeit kennengelernt habe, dann paßt das irgendwie garnicht. Besonders nervig – Anawak, der schmollende Eskimo, der partout nicht seine Wurzeln pflegen möchte. Das ist ausgerechnet der einzige Kandidat, der nicht von der Schiffsschraube gequirrlt, vom Kalmar gevierteilt oder von Krabben zu Tode gepimpert wird. Politisch halt voll korrekt, Minderheiten zu schonen und summarisch Dänen und Holländer vom Planeten verschwinden zu lassen. Kleine Anspielung auf die kommende WM.
Die Militärs und Geheimdienstler:
Klar, die sind voll fiese, auch wenn sie gut aussehen und haben nur finstere Päne im Sinn. Ganz in Emmerich-Manier werden sie auch alle platt gemacht. Das der BND bei der Aktion im Kanadischen Hauptquartier mitmacht, ist so realistisch wie ein Auftritt der Kölner Jecken auf dem Karneval in Rio.
Fazit:
Meeresfrüchte a la Jaques Costeau in Emmerich-Einheitssoße, angemacht mit einer guten Portion populärwissenschaftlichen Halbwissens.