Handypraktikanten

Posted by Derek on November 22, 2014 in Uncategorized |

Mittwoch, Fahrt nach Berlin. Ich sitze im Osteuropa-Express – Berlin, Dresden, Prag, Wien. Einstieg in Bergedorf, ich entscheide mich für den letzten Waggon. Schön leer hier. „Ja. Hallo. Ja. Schönes Wochenende. Ja, ich sitz’ im Zug.“ Von wegen ruhige Fahrt. „Ja, ich hab’ auch mal Urlaub, muß ja auch mal sein. Ja, ich trink hier ‘n schönes Pils. Ja, ein Haake-Beek, ja muß auch mal sein.“ Mit wie wenig Worten eine Konversation möglich ist. Blick nach hinten. Bikerkluft, graue Haare zum Zopf, Bier in der rechten, Mobiltelefon in der linken Hand. „Hier liegt noch Schnee, weiste … ja, hab schon Wochenende, mit ‘nem schönen Pils. Und du? … Ja, is’ ja auch jetzt regelmäßig beim Arzt. Kann auch nicht mehr so gehen und hatte keine Lust mehr.“ Der Kollege Mitreisende neben mir schläft. Was ein Glück für ihn. Fünf Minuten Pause. „Ja. Ich sitz’ hier im Zug …“ Wieviel Dumpfbacken kennt der denn – und warum er die alle aus dem Zug anrufen muß. Nach Wittenberge erschieße ich ihn. Tatsache ist, daß er genau 14 Personen anrief. Ich habe ihn nicht erschossen.

Vier Reihen vor mir, braune Prinz-Heinrich-Mütze, Einfahrt Spandau. Polyphones Klassikgedudel aus der Reisetasche in der Gepäckablage. Der Vibrationsalarm ist bis zu mir zu spüren.

Quälend lange 20 Sekunden braucht Prinz-Heinrich, das Telefon zu bergen. „Hallo, ja ich fahr in Spandau ein.“ Sollte sein Gesprächspartner im Bahnhof Zoo warten, kann er beruhigt das Telefon auflegen. Prinz-Heinrich wäre auch so dort zu verstehen.

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