WM-Fieber

Posted by Derek on November 22, 2014 in Der Pendler |

16:30 Uhr, schnell aus dem Büro und ab geht es. 16:35 Uhr, pünklichst Abfahrt in Stade. Es ist warm. Radio hören, ffn bringt nur die Superhits von heute – die will keiner hören, sondern das Ergebnis Südkorea vs. Togo. 17:00 Uhr, Einfahrt Neugraben, Südkorea gewinnt 2:1, genau mein Tipp. Wenn es heute klappt wie gestern, bin ich Punkt 18:00 zuhause, genau zum Anpfiff Frankreich vs. Schweiz.

Neugraben, die S-Bahn rollt genau zur angegebenen Zeit aus dem Bahnhof, jawoll!

Es ist Sommer. Ich hoffe ich stinke genauso wie meine Sitznachbarn, das wäre ausgleichende Gerechtigkeit. Ich sitze im Bereich hinter der Fahrerkabine. Der Pilot hat die Tür zum Fahrzeugstand nicht richtig geschlossen und ob der Beschleunigungskraft des Gefährts fliegt sie nun wild hin und her. Von seinem bequemen Sitz aus angelt der Pilot verärgert nach der widerspenstigen Tür. Meint er mit dem bösen Blick, ich hätte die Tür zuschlagen sollen?

Einfahrt Wilhelmsburg. Transperierende Menschen steigen aus, transperierende Menschen steigen ein. Unser Kapitän öffnet das Seitenfenster. Eine Frau, Typ Michelinmännchen, in vorteilhafter Legins baut sich am Fenster auf. Es sieht aus, als ob sie sich nach den Busabfahrtzeiten erkundigt. Wenig erfreut spricht er mit ihr. Ich widme mich dem Schwitzen und meinem Buch über England. … Ich stutze und schaue auf. Stimmt, wir sind immer noch nicht weitergefahren. Die Bahnsteigfee und der ergraute S-Bahnlenker sprechen immer noch miteinander.

Der Gegenzug fährt ein und wieder ab. Er nestelt an seiner Geldbörse herum und steckt der Maid einen kleinen Geldbetrag zu. Ein kurzer Blick bestätigt mir, dass meine Mitfahrer aus dem vorderen Zugteil amüsiert oder verärgert dem Schauspiel folgen. Einige machen den Eindruck als wollten sie gleich mit der Faust an die Fahrerkabine klopfen. Die Frau bewegt sich mit unnachahmlicher weiblicher Eleganz drei Schritte vom Führerhaus fort. Mit einer gefährlichen Hüftdrehung wendet sie abrupt und reckt sich dem Führerhaus entgegen. Küßchen, unser S-Bahnpilot nimmt Platz am Ruder und setzt die Fahrt fort.

Mir ist klar, daß ich den Anschlugszug verpaßt habe, aber die menschliche Tiefe und die Freude über den richtigen Tipp machen diese kleine Erschütterung des Fahrplans vergessen. Im Übrigen war das Spiel Sch…. .

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