Danke für den Drink
Schöne Hitze. Klebrige S-Bahnsitze begrüßen den Pendler in Neugraben. Jähes Fahrtende in Neuwiedenthal. Plärrige Mikrofonstimme unterrichtet von einem Feuerwehreinsatz in Wilhelmsburg und das sich daraus Verspätungen ergeben können. Prima, nach fünf Minuten wird der Zug auch muffig. Der S-Bahn-Pilot schlägt den Reisenden, die es eilig haben die Linie 141 auf der Stader Straße vor. Von dort könne man direkt den Bahnhof Harburg erreichen.
Nach weiteren drei Minuten lasse ich mich auf das Experiment ein und habe es eilig. Ich verlasse den Zug, werde von dem freundlichen S-Bahn-Personal des genauen Weges gewiesen und verlasse die Station. An der Bushaltestelle angekommen, zeigt mir ein Blick auf das Mobiltelefon, dass der nächste Bus in zwei Minuten kommen muß. Nach circa fünf Minuten warten gehe ich davon aus, dass mein Telefon nachgeht und der Bus schon durch ist. Ein Blick auf den Fahrplan verspricht einen nächsten Bus in 25 Minuten – toll! Ich beschließe als Passagier, der es eilig hat, nun wieder die S-Bahn zu nutzen. Mittlerweile ist die S-Bahn, nutzlos es zu erwähnen, schon Richtung Hauptbahnhof aufgebrochen. Ich beschließe mir eine Cola zu kaufen und stelle mich auf den Bahnsteig. Die Anzeige verkündet in 16 Minuten das Eintreffen der nächsten S-Bahn. Das erscheint der Fahrbereichsleitung angesichts der mittlerweile angewachsenen Fahrgastzahl psychologisch unvertretbar und so beschließt sie einen Zeitsprung und stellt die Ankunftszeit kurzerhand auf 6 Minuten ein. Flott vergehen die Minuten 3 – 2 – 2 – 2 – 3. Mir war schon immer klar, dass die Ankunftszeiten manipulierbar sind, aber so deutlich habe ich es noch nicht gesehen. Immerhin, die Analoguhr neben der Anzeige bestätigt mittlerweile die 16 Minuten Wartezeit.
Fahrgästen, die es besonders eilig haben, hätten die HVV-Schergen durch dieses pervide Manöver bereits über eine halbe Stunde Wartezeit abgenommen. Wäre ich in der S-Bahn sitzen geblieben, wäre ich mit 20 Minuten Verzögerung ausgekommen. Aber die Coke war erfrischend.