Laufsteg
2006-09-28
Da kommt man rechtzeitig an den Bahnsteig und der Anschlußzug hat Triebwerkschaden – toll! Langsam füllt sich der Bahnsteig mit Reisenden Richtung Aumühle. Der Gedanke, mich in einen vollbesetzten Zug zwängen zu müssen, ruft Jubelstürme in mir hervor.
IHR Auftritt: Hosenanzug mit Nadelstreifen, fesche Handtasche, derzeit modische Pumps mit runder Spitze, Fertigkaffee, äh coffee to go, in der linken Hand, Ohrstöpsel im rechten Ohr.
Ein Hauptbahnhof ist nicht gerade ein Ort der Ruhe, aber ihre schrille Stimme durchdringt das 100 db starke Grundrauschen mühelos. „Ja das kann man so machen“ – lautstarke Allgemeinplätze folgen. Wichtig schreitet sie vor der Linie der wartenden Fahrgäste. Der S-Bahnscherge kündigt eine zehnminütige Verspätung an. „Ich habe ihr ein Gelbe-Seiten-Kochbuch gekauft, wenn du verstehst …(blabla)“, stelzt sie vor mir auf und ab. Mädchen, richtig coole Leute haben Blauzahn an der Backe, das scheinen auch die beiden Schlippsträger rechts neben mir zu denken, die zunehmend belustigt grinsen und ihren Auftritt verfolgen.
Schon erstaunlich, wie laut sich manche Mitmenschen unterhalten mögen. Sie setzt ihr Gespräch auf- und abparadierend fort, dabei damenhaft am Kaffee nippend. Links tuscheln zwei Mädchen, sehen sie an, lachen, tuscheln weiter.
Nun scheint sie was gemerkt zu haben. Mit leicht verunsichertem Ausdruck entschwindet sie in den Rückraum, ihre schrille Stimme versinkt im Rauschen des Bahnhofbetriebes.